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6. Tag
Samstag, 19. Mai 2007
Abu Simbel - Botanischer Garten

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Der heutige Tag hatte ein wirkliches Mammutprogramm. Bereits um 2:15 Uhr klingelte der Wecker. Um 3:30 Uhr war Abfahrt nach Abu Simbel. Auf dem Schiff gab es zu dieser frühen Zeit nur einen recht kleinen Imbiss (Tee + Kuchen). Zum Frühstücken bekamen wir ein Lunchpaket. Auch hier fuhren wir erst wieder zu einem Konvoi-Sammelpunkt. Um 4:00 Uhr setzte sich der Konvoi in Bewegung, eine dreistündige Fahrt lag vor uns. Ich klappte die Rückenlehne nach hinten, schloss den Vorhang und meine Augen und versuchte zu schlafen.

 

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Wie vor allen Tempelanlagen in Ägypten erblickten wir auch hier erst einmal Militär als wir aus dem Bus ausstiegen.

 

Es war mittlerweile 7:30 Uhr. Wir hatten also schon eine halbe Stunde Verspätung. Es standen schon einige Reisebusse auf dem Parkplatz. Nachdem jeder einmal auf Toilette war, erhielten wir unsere Eintrittskarten und liefen entlang des Nassersees zum Tempel.

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Der erste Blick auf den großen Tempel von Abu Simbel und seinen vier 20 m hohen Kolossalfiguren Ramses II ist schon beeindruckend.

 

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Kurz vor unserer Ankunft in Abu Simbel wurden wir von unserem jungen Reiseleiter darüber informiert, dass im Tempel direkt kein Reiseleiter tätig sein darf, da hierfür der Innenraum zu klein sei. Er bat uns daher, um 8:00 Uhr zu einem Treffpunkt zu kommen, dort würde er uns über die Geschichte des Tempels informieren. Da mir zum einen seine Ausführungen zu langatmig waren und zum anderen sein Treffpunkt in der prallen Sonne lag, entschloss ich mich nach 15 Minuten, den Tempel auch ohne Informationen zu besichtigen. Im Nachhinein würde ich jedem der Abu Simbel besichtigen möchte dazu raten, sich vorher mit Infomaterial einzudecken, um somit vor Ort besser informiert zu sein.

 

Es ist schon seltsam, dass Abu Simbel, das als das bedeutendste Bauwerk Ägypten gilt, das ganze 19. Jh. fast unbekannt war.
Im März 1813 entdeckte der Schweizer Historiker  Johann Ludwig Burckhardt, während    der Besichtigung    des    Tempels    von Nefertari, zufällig einen Teil eines Kopfes der Steingiganten. Danach dauerte es weitere vier Jahre, bis zum 1. August 1817, bis ein weiterer Abenteurer in Gestalt von Giovanni Battista Belzoni, den oberen Teil eines Tores von Sand befreien konnte und somit den Eingang in das Innere des Tempels zu finden. Danach nahmen viele Abenteurer und Archäologen den mühsamen und unbequemen Weg durch die nubische Wüste auf sich, um bis nach Abu Simbel zu gelangen.

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Nachdem die Fassade des Tempels ganz vom Sand befreit war, konnten die Besucher leichter in das Innere gelangen.
 
Jetzt konnte man auch entdecken, dass Arbeiter diesen Tempel direkt in den Kalkstein gemeißelt haben. Sie drangen 60 m tief in das Gebirge vor. Es mangelte wohl an Sauerstoff und Licht. Aber trotz all dieser Hindernisse, schafften es die Bauleute tausende von Tonnen Gesteinsmassen abzubauen, riesige Säulen und Skulpturen zu erschaffen und hunderte von Quadratmetern farbig zu gestallten. Ramses II war übrigens wohl gerade einmal 15 Jahre alt, als er dieses Bauwerk in Auftrag gab.

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Die Bergflanke des Großen Tempels Ramses II (1279 v. Chr. - 1213 v. Chr.) dient als Pylon. Die vier ca. 22 m hohen Kolossalfiguren stellen Ramses II dar. Schon kurz nach der Fertigstellung des Tempels erlitt wohl eine der Statuen bei einem Erdbeben schwere Beschädigungen. Der Kopf dieser Statue liegt heute noch zu ihren Füßen. Zwischen den vier Kolossalstatuen tritt der Sonnengott Re frontal aus der Fassade heraus.

 

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Die kleineren Figuren zwischen den vier Kolossalstatuen stellen die Familie in Gestallt seiner Ehefrau Nefertari, sowie der erstgeborene Sohn Amunherchepeschef und drei seiner Töchter. Ramses II ist als einer der kinderreichsten Herrscher in die Weltgeschichte eingegangen. Namentlich belegt sind 40 Töchter und 45 Söhne von ihm. Am Sockel und an den Seiten der Kolosse sind Darstellungen von Gefangenen dargestellt.

 

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Im Inneren des Tempels erblickt man zunächst die große dreischiffige Halle mit je vier Statuenpfeilern auf jeder Seite. Sie stellen den König, mit Prunkschurz, Königsbart und Landeskronen, dar. In den Händen halten die Statuen Krumstab und Wedel.

 

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Die Wände der dreischiffigen Halle ist mit Reliefs verziert. Während die linke Seite neben den kriegerischen Szenen auch Opferszenen darstellt, wird auf der rechten Seite fast ausschließlich und sehr ausführlich die Schlacht von Kadesch dargestellt. In dieser Schlacht erringt die ägyptische Armee einen großen Sieg über die Hethiter.

 

Im hinteren Bereich der dreischiffigen Halle zweigen sechs Seitenkammern ab. Auch sie sind reich bemalt und dienten wohl der Aufbewahrung von Vorräten, welche sich in der Wandbemalung widerspiegeln.

65 Meter von der Eingangstür entfernt gelangt man schließlich in den verborgensten Teil des Tempels, dem Allerheiligsten (Sanktuar).
Der kleine Raum misst nur vier mal sieben Meter. In diesem Raum sitzen die Götter, denen der Tempel geweiht ist. Es handelt sich von links nach rechts gesehen  um  die Göttertirade PtahAmon-Re  und Re-Harachte. Mitten unter ihnen sitzt der vergöttlichte Ramses II. Er ist wohl der einzige Pharao der sich im Allerheiligsten mit den Göttern gleich gestellt hat.

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Angesichts dieses Raumes und der Anordnung der Götter hier, wird einem klar, dass dieser Tempel nach einem genau vorher festgelegten Plan errichtet worden ist.
Die Ausrichtung des Tempels ist so angelegt, dass nur während der Sonnenwende (Tag- und Nachtgleiche) am 20. Februar und am 20. Oktober. die Strahlen der aufgehenden Sonne, die gesamte Götter-Gruppe für zirka 20 Minuten beleuchten. Lediglich der Gott Ptah wird nie von den Strahlen getroffen, er ist ja auch der Gott der Dunkelheit.
An den Seiten des Allerheiligtsten befinden sich acht weitere kleine Räume, in denen die Abgaben der Nubier aufbewahrt wurden.

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Die Umsetzung der beiden Tempel von Abu Simbel zog weltweit die Aufmerksamkeit auf sich. Zwischen 1964 und 1968 wurden die beiden Tempel in 1036 Einzelteile von bis zu 30t schweren Blöcken zerschnitten und anschließen 180 Meter landeinwärts und 64 Meter über dem alten Standort wieder aufgebaut.

 

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Abu Simbel bedeutet jedoch nicht nur eine Glorifizierung Ramses II. Der Pharao ließ neben dem Großen Tempel, einen kleineren Tempel zu Ehren seiner Lieblingsfrau Nefertari errichten. Dieser Tempel ist der vergöttlichten Großen Gemahlin Nefertari und der Göttin Hathor geweiht. Auch er wurde in den Fels gehauen. Die sechs aus der Felswand geschlagenen Figuren am Eingang des Tempels stellen jeweils zweimal Nefertari, Hathor und Ramses dar. Diese gleich großen Figuren stellen für Nefertari eine besondere Ehre dar, da die Ehefrauen der Könige meist kleiner dargestellt wurden.

 

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Im Inneren des 21 Meter tiefen Tempels weisen die dem Mittelgang zugewandten Pfeilerseiten ein typisches Dekorationselement aller Hathor-Heiligtümer auf, den kuhohrigen Frauenkopf.
Auf den Reliefs sieht man Krönungsszenen und den Schutz der Königin durch die Göttinen der Liebe und der Fruchtbarkeit. Das kleine Sanktuar ist stark zerstört. In ihm sieht man noch Reste einer Harthor-Kuh. Vor ihren Beinen war wohl eins das Bildnis des Königs, der sich dem Schutz der Göttin unterstellte.

 

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Um 10:00 Uhr hieß es Abschied nehmen von Abu Simbel. Wir hatten ja schließlich noch drei Stunden Busfahrt vor uns. Übrigens ist diese Fahrtzeit wohl nur in einem Konvoi einzuhalten, da das Militär in den besiedelten Gebieten (vor Dörfern und Städten) die Straßen frei räumt und die Busse somit freie Fahrt haben und nie anhalten müssen.

 

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Auf der Rückfahrt erblickten wir in der Wüste eine Fata Morgana. Leider fuhr der Bus so schnell, dass man sie kaum fotografieren konnte.
So gegen 13:00 waren wir wieder auf dem Schiff. Anschließend gab es gleich Mittagessen, wir hatten auch alle anständig Hunger. Für den Nachmittag stand noch eine Felukenfahrt zum Botanischen Garten auf dem Programm.

 

Wegen Windmangel fiel die Felukenfahrt aus und wir setzten mit kleinen Motorboten zum Botanischen Garten auf der Kitchener-Insel über.

Während dieser Fahrt zur Insel hängte sich ein kleiner Wegelagerer an unser Boot und sang uns europäische Kinderlieder vor und erhoffte sich so ein kleines Bakshish.

Klar, dass seine Rechnung aufging. Die meisten Mitreisenden konnten ihm nicht widerstehen.

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Rückblickend konnten wir die hohen Türme der Hauptmoschee von Assuan, die wir gestern besichtigt haben, gut sehen.

 

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Während wir auf einem Hügel auf dem Festland hinter der Kitchener-Insel das Mausoleum Aga Khan III. erblicken konnten. Zu besichtigen ist es leider nicht.

 

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Der Botanische Garten in Assuan, war ehemals nach seinem damaligen Besitzer, dem Feldmarschall und Politiker Earl Horatio Herbert Kitchener of Khartoume and of Broome (*1850 - 1916) benannt.

 

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Er erhielt die Insel zum Dank für seinen Sieg im Feldzug gegen die Mahdisten zum Geschenk. So kam es, dass die kleine Nilinsel, die damals wohl namenlos war, nach ihm (Kitchener-Island) benannt wurde. Da  der Name aus der Kolonialzeit heute nicht mehr gerne gebraucht wird, benannte man sie um in Geziret el-Nabatat, was übersetzt Pflanzeninsel bedeutet.

 

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Lord Kitcheners liebe zu Pflanzen ist es letztendlich zu verdanken, dass sich heute hier ein Botanischer Garten befindet. Er ließ sich Pflanzen aus der ganzen Welt liefern und pflanzte sie hier ein, so dass die Insel bald aussah wie ein tropischer Garten.

 

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Heute ist die Insel nicht nur Nistplatz für viele Vögel sondern, gerade am Wochenende, auch ein beliebtes Ausflugsziel für Familien.

 

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Nachdem unser Reiseführer uns etwas über die Fauna und Flora dieser Insel erklärt hatte, begab er sich zu seinen Kollegen ins Cafe. Wir hatten noch etwas Zeit die kleine Insel auf eigene Faust zu besichtigen, waren aber durch die Tour nach Abu Simbel doch so erschlagen, dass wir uns auch bald im Cafe niederließen und dort auf die Rückfahrt warteten.

 

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Während die anderen Reisegruppen mit ihren kleinen Booten direkt zum Anlieger zurück fuhren, sorgte unser Reiseführer dafür, dass wir noch eine kleine Nilrundfahrt machen konnten.

 

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Ob er dies letztendlich nur deswegen tat, um dem jungen Nubier, der mit uns an Bord des kleinen Bootes gekommen ist, mehr Zeit geben wollte, seine Waren anzupreisen, ist letztendlich egal.

 

Wir hatten auf jeden Fall durch diesen kleinen Schlenker noch einmal einen sehr guten Blick auf das Aga Khan III. Mausuleum...

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..und auf das oberhalb des Nils gelegene, mittlerweile ca. 100 Jahre alle Luxushotel Old Cataract. Der Legende nach soll der Ausblick auf den Nil  Agatha Christie zu ihrem Roman „Tod auf dem Nil“ inspiriert haben. Einige Kapitel wurden hier wohl auch geschrieben.

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Auf dem letzten Drücker kamen wir am Schiff an.  Uns blieb gerade noch ausreichend Zeit uns zum Abendessen fertig zu machen.

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Morgen stand zum Glück nichts mehr auf dem Programm und so konnten wir endlich mal ausschlafen.

 

 

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