Fortsetzung 6. Tag Manche Tage sind länger
Die nächste ½ Std. fuhr ich durch landwirtschaftliches Gebiet, bis ich dann die rummelige Kleinstadt Brawerly erreichte, wo ich kurz Silverfox und mir eine kleine Energiespritze verpasste. Nach einer weiteren ereignislosen ¾ Std. erreichte ich dann das wirklich sehr trostlose Niland . Von dem Salvation Mountain war immer noch keine Spur. Hinweisschilder gab es auch keine. Ich bin daher etwas ziellos durch den kleinen Ort gefahren und habe schließlich ein paar Polizisten getroffen, die ich nach dem Weg fragte. Die Aussage: “über die Bahngleise und dann immer geradeaus”, traf zu. Kurz darauf stand ich vor dem Eingangsschild der Salvation Mountain. Schon dieses ist quietsch bunt und macht neugierig auf das, was folgt. Was folgt, ist einfach unglaublich: Ich fühlte mich sofort in die Hippie-Zeit zurück versetzt. Um mich herum wurde alles bunt. Leonhard Knight , der Schöpfer des Berges der Erlösung, hat wirklich alles angemalt, was ihm unter den Pinsel kam. So blieb auch der Truck, den er bewohnte, von seiner Malleidenschaft nicht verschont. Heute wohnt niemand mehr in dem Truck. Leonhard ist leider an Alzheimer erkrankt und lebt mittlerweile in einem Pflegeheim in Kalifornien. Einige Bewohner von Slap City halten den Berg am Leben. Ich drücke ihnen die Daumen, dass sie dieses Kunstwerk noch lange erhalten können. Der „Berg der Erlösung“ ist einen Besuch auf jeden Fall wert. Wann hat man schon die Möglichkeit, auf einem Kunstwerk spazieren zu gehen. Und das ist es: ein Kunstwerk! Ich habe selten etwas so bizarr Anmutendes gesehen, wie diesen Ort der Fröhlichkeit und Gottesgläubigkeit inmitten dieser Ödnis. Neugierig spazierte ich dann erst einmal in den „Dom“. Hier gab es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken. Ich ließ mich einfach treiben und fotografierte vergnügt vor mich hin. Ich muss sicher nicht betonen, dass hinter jeder Ecke eine Überraschung lauerte. Gestützt wird der Dom durch alte Baumstämme. Man findet in diesem bunten Sammelsurium allerdings auch Flugzeugsitze und Autofenster. Leonard hat wohl alles verwendet, was er so in der Wüste ge-funden hat. Auf mich machte all das den Eindruck, als hätte sich ein glückliches Kind hier ausgetobt, wäre da nicht die eine Botschaft, all gegenwärtig: God is Love. Erst am Ende meines Aufenthaltes bestieg ich den Salvation Mountain. Hierbei wird man gebeten, immer schön auf der „Yellowbrick Road“ zu laufen. Kein Wunder, dass ich immer Beatles-Lieder summte. Gebaut ist der Berg aus Lehm, Stroh und Heuballen. Etwa 400 000 Liter Farbe hat Leonard hier vermalt. Finanziert wurde all dies lediglich aus Sachspenden, denn Geldspenden hat Leonard immer gescheut, da er Angst hatte, dass er und sein Werk dadurch zu sehr fremd beeinflusst werden könnte. Wie er seinen Lebensunterhalt bestreitet, bleibt sein Geheimnis. Lang braucht man nicht, um alles zu erkunden. Ich habe viel fotografiert, auch viele kleine Details, und mich auch noch nett unterhalten und war trotzdem schon nach etwa 30 Minuten wieder bei Silverfox angelangt. Ach ja: Wem dieser Berg bekannt vorkommt, selbst aber noch nicht hier war, hat vielleicht den Kinofilm „Into the Wild“ gesehen. In einer Szene machen Christopher und Tracy einen Ausflug zum Salvation Mountain und treffen sogar Leonard Knight. Ich fuhr dann noch etwas weiter nach Slab City hinein und fotografierte auch noch ein paar der Objekte rund um diese Wohnwagensiedlung. Es gehört schon einiges an Idealismus dazu, um inmitten einer recht trostlosen Wüste ohne Strom und Wasser zu leben. Mitte der 1990er Jahre versuchte die Regierung, das herunter- gekommene Slab City wie die von Aussteigern bewohnte Wohnwagensiedlung in der Nähe des Salvation Mountains genannt wird und den Berg der Erlösung dem Boden gleich zu machen. Allerdings hatte Leonard zu dieser Zeit schon so viele einflussreiche Unterstützer, dass der Ort und auch der Berg verschont blieben. 2002 wurde der Berg von der Senatorin Barbara Boxer zum Nationalen Kulturgut erklärt. Mit dieser Erkenntnis und immer noch einem Beatles-Song auf den Lippen machte ich dann kehrt und fuhr meinem heutigen Endziel entgegen. Ihr habt es sicher schon geahnt, aber ohne noch einen weiteren Haken zu schlagen, kam ich nicht dorthin. Keine ½ Stunde nachdem ich Slap City verlassen hatte, stand ich vom seltsamen Licht des Nachmittages angezogen auf einem Campingplatz am Salton Sea . Igitt! Hier stank es ganz schön nach totem Fisch. Dabei war dieser See Jahrzehnte lang das Naherholungsgebiet Kaliforniens. Dies änderte sich schlagartig, als der See, der vor ca. 100 Jahren durch einen Dammbruch des Colorado Rivers entstanden ist, aufgrund des ständig steigenden Salzgehaltes kippte und ein riesiges Fischsterben begann. Dieses Fischsterben ist auch heute noch der Grund für diesen elenden Gestank. Keine Ahnung, wie man diesen Geruch aushalten kann. Der Campground war allerdings nicht schlecht besucht. Dieser war aber nicht mein Augenmerk, sondern viel mehr diese interessante Spiegelung auf dem Wasser, die Vögel und überhaupt. War es am Salvation Mountain leider durchgängig bewölkt, zeigte sich jetzt doch immer öfters wieder die Sonne. Irgendwie lag auch eine seltsame Stimmung in der Luft. Irgendwie faszinierend. Wer mehr über den Salton Sea wissen möchte, kann bei Wikipedia nachschauen. 10 Minuten später war ich wieder auf dem Highway…………aber nur, um 10 Meilen und 10 Minuten später schon wieder abzubiegen. Nee, vorbei fahren ging hier gar nicht. Das Licht war einfach zu gut. Als ich an der Landzunge ankam, musste ich echt grinsen. War ich bei weitem nicht die einzige Fotografin, die sich hier neben den Vogelbeobachtern – eingefunden hatte. Ich befand mich nun an einem kleinen Hafenbecken. Boote lagen allerdings nicht im Hafen. Keine Ahnung, ob der Hafen verlassen war. Das Gebäude oberhalb des Hafens machte allerdings einen geschlossenen Eindruck. Auch hier wie schon am Campingplatz schwammen schöne weiße Pelikane auf dem See. Weiter entdeckte ich Reiher, viele Enten und sogar Tauben. Die Lichtverhältnisse haben mich allerdings am meisten in den Bann gezogen. Ich liebe ja diesen schwarzen, von der Sonne angestrahlten Himmel. Krass war hier, dass auf der einen Seite der Himmel rabenschwarz war, während einem auf der anderen Seite blauer Himmel entgegen lachte. Aber so schön es hier auch war, ich wollte heute ja noch in den Box Canyon und daher wurde es auch hier nach ca. 20 Minuten Zeit weiter zu ziehen. Ich fuhr wieder zurück auf den Highway 111 . Kurz überlegte ich noch, ob ich mir nicht einfach hier irgendwo eine Unterkunft für heute Nacht suchen sollte, verwarf den Gedanken dann aber wieder und fuhr beherzt voran. Seit ich die Castle Dome Mine verlassen hatte, waren jetzt schon 6 Stunden vergangen. Ich hatte in der Zwischenzeit viel erlebt und sehr unterschiedliche Dinge und Landschaften gesehen. Wollte ich jetzt noch durch den Box Canyon fahren, musste ich mich beeilen. Kaum war der Gedanke fertig gedacht, war ich auch schon an der Kreuzung zum Box Canyon vorbei gefahren. Kurz überlegte ich, ob ich nicht direkt nach Indio durchfahren sollte, verwarf aber auch diesen Gedanken und drehte. Es war fast Punkt 6 Uhr als ich dann endlich in den Canyon hinein fuhr. Das löchrige graue und braune Gestein der Felsen gefiel mir sehr gut. Als Kontrast wuchsen überall gelbgrün leuchtende Bäume. Für gute Fotos war ich zwar etwas spät dran, da die meisten Felsen schon im Schatten standen. Dies störte mich aber nicht im Geringsten. Immerhin würde ich in einer Woche ja erneut durch diese Gegend kommen und dann sicher bei besseren Lichtver- hältnissen. Heute entdeckte ich immer wieder Familien, die an den Felswänden ein Lager aufgeschlagen hatten. Ansonsten war hier nichts los auf der Gass ähm asphaltierten Straße, die den Canyon in 20 Meilen durchzieht. Ich hatte also ausgiebig Zeit zu fotografieren, was ich natürlich auch trotz der vorangeschrittenen Stunde tat. Die Landschaft war einfach zu schön. Kurz bevor ich den Interstate nach Indio erreichte, begann die Sonne für heute unterzugehen. Da ich sowieso nicht damit gerechnet hatte, Indio bei Tageslicht zu erreichen, nahm ich mir die Zeit und genoss den schönen Sonnenuntergang. Insgesamt habe ich für die Durchfahrt durch den 20 Meilen langen Box Canyon 45 Minuten gebraucht und das bei nicht so idealen Lichtverhältnissen. Knapp 30 Minuten später erreichte ich Indio. Ein Motel war auch recht schnell gefunden, denn gleich am Ortseingang bei den Bahngleisen befindet sich eine Straße mit vielen Motels, angeführt von Motel 6 als einziges Kettenmotel. Ich entschied mich für ein kleines Motel, gleich neben einer Tankstelle und einem mexikanischen Restaurant. Eine gute Wahl. Das Motel war frisch renoviert, günstig und gut. Nachdem ich meine Klamotten dort abgelegt hatte, ging ich rüber in das einfache mexikanische Restaurant. Hier gab es zwar keine Fajita, dafür aber ein leckeres Omelett und ein kühles Bier. Während ich auf meine Bestellung wartete, kam ich mit Peter und seiner Frau ins Gespräch, d.h. er hatte mich gnadenlos angequatscht, als er an meinem Akzent erahnte, dass ich aus Deutschland komme. Peter selbst war 6 Jahre in Deutschland stationiert und sprach noch recht gut deutsch, was er wohl auch immer wieder gerne einsetzt. Wir unterhielten uns recht nett während dem Essen. Als ich ihm erzählte, dass ich immer noch keine Karte von Kalifornien besitzen würde diese hatte ich heute nämlich mehrfach versucht zu bekommen, leider ohne Erfolg ging er ans Auto und schenkte mir seine Karte. Wow DANKE! In der Karte war genau die Strecke enthalten, die ich morgen fahren wollte und dann auch noch weiter bis nach San Diego. Damit war mir auf jeden Fall erst einmal geholfen. Zufrieden und irgendwie recht platt von den Erlebnissen des heutigen Tages bin ich dann so gegen ½ 9 zurück ins Motel spaziert. Hier schaffte ich es dann gerade noch, ein bisschen rum zu räumen und die Fotos zu überspielen. Das Internet funktionierte leider nicht, was mir heute aber auch egal war. Ich wollte mir zwar noch ein Zimmer in Borrego Springs buchen, das hatte aber auch noch bis morgen Zeit. Jetzt war ich einfach nur müde. Kurz nach 21:00 Uhr war daher das Licht aus. Meilen: 304 Economy Inn , Indio, CA 1/2 Castle Dome Mining Museum Salvation Mountain Salton Sea Box Canyon Castle Dome Mining Museum Salvation Mountain
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Salton Sea, CA Salton Sea, CA Salton Sea, CA Salton Sea, CA Salton Sea, CA Box Canyon - Kalifornien Box Canyon - Kalifornien Box Canyon - Kalifornien Box Canyon - Kalifornien Box Canyon - Kalifornien
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